deutsch-tschechischer Kulturzug
Sängerin Žofie Dařbujánová von der Band MyDy rockt nur mit Gitarre begleitet den letzten Wagen. Bildrechte: MDR/Hartmuth Reichstein

Kultur auf Schienen Unterwegs mit dem deutsch-tschechischen Kulturzug

10. September 2023, 18:10 Uhr

Am Sonnabend war der Kulturzug zwischen Prag, Dresden und Berlin unterwegs. Mit dabei waren tschechische Schriftsteller, Musiker und Theaterkünstler. Mit der Fahrt feierte der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds sein 25-jähriges Bestehen. Der wurde 1997 gegründet, um Brücken zwischen beiden Ländern zu bauen. Die Passagiere des Zuges sind der lebende Beweis dafür, dass es davon inzwischen sehr viele gibt.

Der Sonderzug aus Prag kommt richtig pünktlich in Dresden an. Dass es dann etwas länger dauert, dafür kann die Bahn nichts. Denn der Andrang ist nicht unerheblich und die Sonderwagen sind nicht die modernsten. Es gibt gute alte Abteilwagen, einen Konferenz- und mehrere Gesellschaftswagen, mit und ohne Stühle. Die Tschechische Bahn hat diese Raritäten für Eisenbahnfans noch. Es ist die ideale Plattform für den Deutsch-Tschechischen Kulturzug von Prag über Dresden nach Berlin.

deutsch-tschechischer Kulturzug
Der Sonderzug aus Prag fährt über Dresden nach Berlin. Bildrechte: MDR/Hartmuth Reichstein

Im Zug herrscht Gedränge, natürlich sind die Vertreter des Deutsch-Tschechischem Zukunftsfond dabei, auch der Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) fährt mit. Es gibt drei sehr kleine Bühnen. Kultur im Zug, da sind Publikum und Künstler ganz dicht beieinander.

Literatur, Kabarett und Musik im Zug

Der tschechisch-deutsche Schriftsteller Jaroslav Rudis liest aus seinem Buch "Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen", das bisher nur auf Deutsch erschienen ist. Das deutsch-tschechische Kabarett "Das Thema" schafft es, ein zweisprachiges Programm im engen Zug aufzuführen, ohne dass man sprachlich den Faden verliert und Sängerin Žofie Dařbujánová von der Band MyDy, singt, nur mit Gitarre begleitet, und rockt den letzten Wagen.

Personen sitzen in einem Zug.
Dagmar und Oliver Hach aus dem Erzgebirge wollten unbedingt im Kulturzug dabei sein. Bildrechte: MDR/Hartmuth Reichstein

Aber vor allem sind es die Menschen an Bord, die für eine entspannte Atmosphäre sorgen. Entweder sind es Tschechen mit einem Faible für Deutschland oder eben Deutsche mit einem Faible für Tschechien. Oder noch mehr... Wir treffen Dagmar und Oliver Hach. Sie haben einen Faible füreinander, seit mehreren Jahren sind sie verheiratet. Dagmar kommt aus Nordböhmen, Oliver aus Sachsen. Sie leben in Mulda, im Erzgebirge, zusammen. "Als wir von der Fahrt gehört haben, da haben wir uns sofort Fahrkarten besorgt", sagt Dagmar. "Ich habe heute meinen freien Tag, das passt gut", sagt Oliver. "Wir wollten unbedingt dabei sein."

Und die Reise wird auch ein Erlebnis. Die Künstler müssen stellenweise ein bisschen improvisieren, der Zug schaukelt ein wenig. Aber das stört keinen. Irgendwie entsteht von Anfang an eine besondere Atmosphäre des Miteinanders.

Zu Fuß zu Schloss Bellevue

In Berlin angekommen, geht es zu Fuß zum Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten. Es sind etwa 20 Minuten Fußweg. Es sind Tausende, die der Bundespräsident eingeladen hat. Der deutsch-tschechischen Zukunftsfonds hat auf dem Bürgerfest des Bundespräsidenten eine eigene Bühne. Dazu gibt es viele Stände über seine deutsch-tschechische Aktivitäten. Auf der Bühne unter anderem zwei, die Deutschland und Tschechien immer wieder auf ihre ganz eigene Art zusammen führen: Spejbl und Hurvinek.

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Beim Tag des offenen Schlosses in Bellevue spielt das Prager Marionettentheater Spejbl und Hurvinek. Bildrechte: MDR/Hartmuth Reichstein

Und dann kommt irgendwann auch der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. MDR SACHSEN sagt er, der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds sei nicht nur ein Erfolg, er sei auch eine Brücke, vor dem Hintergrund der schwierigen gemeinsamen Geschichte.

Große Aftershow-Party

Der Rückweg von Berlin über Dresden nach Prag ist dann eine große After-Show-Party, DJ Barboa legt auf. Es wird ein bisschen getanzt, aber die meisten sind ziemlich müde nach diesem Tag. "Wir profitieren vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds", resümiert Dresden OB Hilbert auf dem Rückweg. "Aber, dass sich die Menschen begegnen, das ist das Wichtigste."

MDR (jwi)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 10. September 2023 | 19:00 Uhr

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